Fitness-Tracker sind auf dem Vormarsch. Immer mehr Menschen scheinen diese kleinen Elektrogeräte im Alltag an ihren Handgelenken zu tragen. Die Hoffnung: Endlich wieder fitter werden und sich zu Höchstleistungen motivieren. Aber halten die kleinen Gadgets wirklich das, was sie versprechen? Machen sie wirklich fit? Was ist dran am Fitness-Tracker-Hype?
Was sind Fitness-Tracker
Wer mit der Materie nicht vertraut ist: Sogenannte Fitness- bzw. Activity Tracker sind kleine elektronische Geräte zur Selbstvermessung, die man für gewöhnlich am Handgelenk trägt. Sie erfassen verschiedene Bewegungsdaten wie Schrittmenge, Länge der zurückgelegten Strecke und Geschwindigkeit. Darüber hinaus lassen sich auch Parameter wie Puls, verbrannte Kalorienmenge, erklommene Höhenmeter und teilweise sogar die Schlafqualität messen. Die meisten Fitness-Tracker können heute mit einem Smartphone oder Rechner verbunden werden. Spezielle Apps ermöglichen dabei die Analyse der gesammelten Daten. Diese können dann beispielsweise auch graphisch aufbereitet und dokumentiert werden. Auf diese Weise lassen sich die Trainingsfortschritte genau beobachten und gegebenenfalls zielgenau optimieren. Der Idee nach sollen diese Geräte die Sporttreibenden insbesondere auch nachhaltig zu besseren Leistungen oder überhaupt erst zum Sporttreiben bzw. zu einem allgemein gesünderen Lebensstil motivieren.
Fitness-Tracker sind seit den frühen 2000er Jahren im Handel erhältlich. Allerdings gab es etwa schon 1981 tragbare Herzfrequenzmesser für Sporttreibende. Und der Kerngedanke der Messung, Aufzeichnung und Nutzbarmachung von Bewegungsdaten zum Zwecke sportlicher bzw. gesundheitlicher Optimierung reicht sogar noch weiter in der Geschichte zurück; er liegt im Prinzip dem klassischen Trainingstagebuch zugrunde, das analog geführt und analysiert wurde.
Die kontinuierliche Verbesserung der Technologie hat mit der Zeit dazu geführt, dass die Geräte nicht nur kleiner und handlicher wurden, sondern auch immer mehr und immer feinere Bewegungsdaten erfassen konnten. Heute gibt es ganze Communities, die sich der möglichst vollständigen Aufzeichnung ihrer Bewegungs- und Körperdaten widmen (siehe etwa die »Quantified Self«-Bewegung). Sie versprechen sich, auf Basis einer möglichst umfassenden Vermessung ihres Verhaltens, eine vermeintlich vollkommene und reine (was auch immer das sein soll) Lebensführung zu erreichen. Der Selbstvermessungspraktik kommt in diesen Fällen eine gleichsam religiös-ethische Komponente zu; Sinn und Zweck des Lebens werden in einer möglichst umfassenden Kontrolle des Selbst qua Quantifizierung gesucht.
Sind Fitness-Tracker für normale Sportler sinnvoll?
Die meisten Sporttreibenden wollen jedoch keinen Lebenssinn durch die Vermessung ihres Selbst suchen. Sie wollen etwas weitaus Profaneres: Abnehmen, gesünder werden, ihre sportliche Leistung verbessern und insbesondere, sich langfristig zu einem insgesamt aktiveren Lebensstil motivieren. In solchen Fällen messen und zeigen die meisten Forschungsergebnisse eine deutlich positive Korrelation zwischen der Nutzung von Fitness-Trackern und einem verbessertem Gesundheitsverhalten. Und es liegt natürlich auf der Hand, warum dies so ist: Wer seine Bewegungs- und Trainingsdaten objektivieren kann und analytisch auf diese zurückgreift, kann seine sportlichen bzw. gesundheitlichen Ziele natürlich weitaus schneller erreichen, als wenn er oder sie sozusagen »blind« trainiert. Was dagegen die Frage nach der Motivation anbelangt, so lässt sich sagen, dass hier die Fitness-Tracker einen geringeren Effekt haben. Denn die Motivation zum Sporttreiben bzw. zu einem gesünderen Lebensstil muss schon vor der Nutzung eines solchen Gerätes vorhanden sein. Die Menschen müssen eine sportliche bzw. gesundheitliche Verbesserung erst einmal schlicht und ergreifend wollen – so banal ist es. Wer sich nicht intrinsisch motivieren kann, wird auch durch keinen extrinsischen Motivationsfaktor, so reizvoll und stark dieser auch sein mag, nachhaltig zum Sport respektive zu einem gesünderen Lebensstil motiviert werden können. In diesem Sinne: Frohes Selbstvermessen und Optimieren, aber motiviert Euch am besten schon vorher!