Bodybuilding – diesem Sport haften viele Vorurteile an
Kombination mit Ausdauersport wichtig
Kaum eine Sportart ist in Deutschland so umstritten wie Bodybuilding. Viele Menschen denken bei diesem Begriff an muskelbepackte Hünen, die unter der Last schwerer Gewichte stöhnen. Und dann ist da noch der Gedanke an Doping, an die Einnahme verbotener Mittel zum Muskelaufbau – so genannte anabole Steroide. Die Nebenwirkungen dieser künstlich hergestellten Hormone können verheerend sein.
Berlin/München (ddp). Kaum eine Sportart ist in Deutschland so umstritten wie Bodybuilding. Viele Menschen denken bei diesem Begriff an muskelbepackte Hünen, die unter der Last schwerer Gewichte stöhnen. Und dann ist da noch der Gedanke an Doping, an die Einnahme verbotener Mittel zum Muskelaufbau – so genannte anabole Steroide. Die Nebenwirkungen dieser künstlich hergestellten Hormone können verheerend sein.
Mediziner wie Thorsten Dolla vom Sportmedizinischen Institut in Berlin raten lediglich zu moderatem Kraftsport, der stets mit Ausdauertraining verbunden sein sollte. «Generell ist es aus medizinischer Sicht zu befürworten, Sport zu treiben», sagt der Orthopäde. Allerdings sei für ihn die Doping-Diskussion gerade bei den Bodybuildern das größte Problem. Dies sei nicht nur für die Sportler gefährlich, sondern schade auch dem Image des Sports. Dolla warnt Kraftsportler ausdrücklich davor, sich «unter der Theke» Anabolika zu besorgen.
Oftmals sei eine gewisse Gruppendynamik in einem Sportstudio dafür verantwortlich, dass einer dem anderen an Muskelumfang nicht nachstehen wolle und deshalb zu den verbotenen Substanzen greife, sagt der Experte. «Die wissen meist gar nicht, was sie da machen», mahnt der Mediziner. Diese Mittel können nach seinen Worten unter anderem schwere Herzschäden verursachen. «Ich kann vor diesen irren Gefahren nur warnen», sagt Dolla.
Naturgemäß entspannter sieht der Generalsekretär des Deutschen Bodybuilding und Fitness-Verbandes in München, Erich Janner, diese Problematik. Anabolika stünden zwar auf der Dopingliste, würden aber dennoch in vielen Sportarten eingenommen. «Viele wollen damit ihre Ziele schneller erreichen», betont Janner. Wem die Muskeln trotz des Bodybuildings zu langsam wachsen, der könne stattdessen mit so genannten Supplements nachhelfen, empfiehlt der Verbandschef.
Alles, was es auf diesem Gebiet in Deutschland legal zu kaufen gibt, sei geprüft und könne bedenkenlos als Nahrungsergänzung in Tabletten- oder Pulverform eingenommen werden. Dazu gehörten unter anderem Proteine, Taurin, Kreatin und Aminosäuren, die alle den Muskelaufbau fördern. «Wenn die Supplements in Maßen und nach Vorschrift eingenommen werden, gibt es erfahrungsgemäß keine Probleme», berichtet Janner.
Sportarzt Dolla allerdings warnt vor der leichtfertigen Einnahme dieser Nahrungsergänzungsmittel. «Der Muskel wächst dadurch nicht einfach», sagt er. Zwar enthielten diese Mittel die normalen Bausteine des Muskelstoffwechsels. Dennoch sei die Dosierung sehr wichtig. Auch dürfen diese Mittel nicht über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, warnt der Mediziner. «Man sollte darauf achten, was auf der Packung steht», rät Dolla.
Da auch beim Krafttraining viele Fehler gemacht werden können, rät der Arzt Anfängern, sich von qualifiziertem Personal in einem Sportstudio in die einzelnen Geräte und Übungen genau einweisen zu lassen. Zuvor solle sich aber jeder Einsteiger auf mögliche verborgene Gesundheitsschäden von seinem Haus-, einem Sportarzt oder einem Orthopäden untersuchen lassen. «Ich empfehle einen Check des Herz-Kreislauf-Systems und des Bewegungsapparates», sagt Dolla. Wer allerdings schon einen Herzinfarkt, Arthrose oder andere schwere Erkrankungen hatte, sollte nach Ansicht des Experten von intensivem Krafttraining Anstand nehmen. Dagegen setze das Alter dieser Sportart keine Grenzen. «Wer gesund ist, kann auch im Alter Sport treiben», betont der Mediziner.
Janner empfiehlt Kraftsport-Anfängern, sich vor Beginn des ersten Trainings ein konkretes Ziel zu setzen – Muskelaufbau, Gewichtsreduktion oder eine Kombination aus beidem. «Viele gehen mit falschen Vorstellungen in ein Studio und verlieren die Lust, wenn sie ihr Ziel nicht schnell genug erreichen», hat er beobachtet. Dann bestehe häufig die Gefahr, sich beim Training zu übernehmen. Deshalb sei ein guter Trainer, der kompetent berät und einen individuellen Trainingsplan erstellt, vor allem für Einsteiger sehr wichtig.
Sowohl der Bodybuilding-Experte als auch der Mediziner raten zu einer Kombination aus Kraftsport und Ausdauertraining etwa auf dem Ergometer oder durch Jogging. Wer sich aufs Bodybuilding beschränke, wird Dolla zufolge langsam und habe keine Ausdauer. Dies erhöhe die Gefahr eines Herzinfarktes oder der Verfettung. Auch Janner empfiehlt so genanntes Cardio-Training. «Das bringt Kondition, die auch gut fürs Krafttraining ist. Zudem erreicht man schneller eine gute Figur mit fettfreier Muskelmasse», sagt er.
Wie bei jeder Sportart ist auch für den Erfolg des Bodybuilding-Trainings die richtige Ernährung von Bedeutung. Tipps dazu gibt es Janner zufolge in guten Fitness-Studios. Generell rät er dazu, sich über einen gewissen Zeitraum alles aufzuschreiben, was man wie oft am Tag isst. Dann erkenne man am besten die Sünden wie Alkohol oder fettreiche sowie übermäßig viel süße Kost. Empfehlenswert sei eine fettarme, eiweißhaltige, gesunde Ernährung und natürlich eine gehörige Portion Disziplin.
(ddp)
Quelle: ddp Nachrichtenagentur GmbH